Zurück vom "Pageturner"-Seminar

seminar2014
Inzwischen bin ich zurück von meinem diesjährigen Schreibseminar an der Bastei-Lübbe Academy. Es waren wieder drei intensive Tage, an denen sich alles um das Thema "Spannung im Roman" drehte. Das Seminar war ausgebucht; tatsächlich gab es mehr als doppelt so viele Anmeldungen, wie Plätze zur Verfügung standen, und selbst nach Aussiebung der Bewerber, die sich in ihren Texten nicht ganz so fortgeschritten präsentierten, wie für dieses Seminar nötig ist, blieben noch einige übrig, denen aus Platzgründen abgesagt werden musste. Im Interesse der Spannungsmaximierung in der deutschen Unterhaltungsliteratur habe ich deswegen gleich einen weiteren Seminartermin für nächstes Jahr vereinbart, und zwar vom 20. bis 22. April 2015.

Wieso ich das denn eigentlich machen würde, wurde ich wieder mal gefragt: Mir "die eigene Konkurrenz heranzuzüchten"? Diese Frage scheint unvermeidlich zu sein, deswegen hier eine kurze Antwort: Erstens besteht die eigentliche Konkurrenz eines Autors eher aus anderen Medien als aus anderen Autoren; das Lesen von Romanen ist das Freizeitvergnügen einer Minderheit, nur unwesentlich populärer als, sagen wir, Polospielen (allerdings wesentlich kostengünstiger). Zweitens belebt Konkurrenz bekanntlich das Geschäft – das ist der höchst eigennützige Hauptgrund, aus dem ich das mache, denn je mehr es sich herumspricht, dass auch Romane von deutschen Autoren "Pageturner" sein können, desto mehr profitiere ich selber davon. Und drittens ist das Erlernen von Techniken, Methoden und Kniffen sowieso nur der erste Schritt auf dem Weg zum Können – und kein Ersatz für Talent! Oder anders gesagt: Usain Bolt höchstpersönlich könnte mir beibringen, wie man sich richtig in den Startblock stellt, und ich hätte trotzdem keine Chancen auf olympisches Gold. Weil man dazu etwas mitbringen muss, das man nicht lernen kann. Techniken, Methoden, schriftstellerisches Handwerkszeug sind nur die Voraussetzungen, um sein Talent zu entfalten, und ob man das, was gelernt werden kann, auf eigene Faust lernt oder in einem Seminar, ist nicht relevant, Hauptsache, man lernt es. Die Kunst und die eigene Karriere beginnen erst danach.

Obiges Foto hat übrigens Jan Wielpütz gemacht, einer der beiden Leiter der Academy, und zu meiner Frisur darauf sei nur so viel gesagt, dass es keineswegs an den Beiträgen der Teilnehmer lag, dass mir die Haare zu Berge standen (sondern vermutlich an einer shampoo malfunction). Im Gegenteil, ich hatte es mit einer ausnehmend angenehmen und professionellen Gruppe zu tun, die in ihren Interessen bunt gefächert war – ChickLit neben Military SF, Abenteuerroman neben Gentechnikthriller und vieles mehr. Etliche der Teilnehmer hatten schon das eine oder andere veröffentlicht, sodass ich mit einem ganzen Stapel neuer Bücher aus dem Seminar kam: eine Herausforderung für mein Reisegepäck, mit der ich nicht gerechnet hatte. Es gibt auch ein Foto der ganzen Gruppe, aber leider habe ich nicht daran gedacht, die Erlaubnis einzuholen, es hier zu zeigen, und weil mir das im Nachhinein zu aufwendig ist, sei hierfür einfach auf die Facebook-Seite der Academy verwiesen, wo es demnächst auftauchen sollte.