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Ich habe schon 2 große Storys und eine Kurzgeschichte (besser gesagt nur einen Teil davon) auf die Beine gestellt.
Nun sage ich erst mal was Häßliches: das ist noch nicht viel. Ehe einer Wurst verkaufen darf an der Theke, muß er drei Jahre lang jeden Tag acht Stunden lang eine Lehre machen. Das sind etwa 5.000 Stunden, in dieser Zeit kann man gut und gerne 10.000 Seiten schreiben. Sollte man das nicht als angemessene Lehrzeit für Schriftsteller betrachten? Die ersten 10.000 Seiten?
Und nun sage ich etwas Tröstliches: es gibt einen SICHEREN, ZUVERLÄSSIGEN und EINFACHEN Weg, die eigene Schreibe zu verbessern. Nämlich indem man schreibt, schreibt, schreibt! Es ist eine wenig bekannte Tatsache, daß man etwa alle 100.000 geschriebenen Worte einen Quantensprung macht. Bis dahin scheint sich nichts zu tun, aber dann, plötzlich, findet man sich auf einer neuen Ebene wieder und staunt beinahe über sich selbst. Ein amerikanischer Journalist hat dieses Phänomen in einem Artikel einmal erwähnt, und ich kann es aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen.
Hunderttausend Worte sind natürlich nicht wenig. Das sind fast zwei durchschnittliche Romane.
Und danach geht es ja weiter. Zum nächsten Quantensprung.
Sind Sie nun entsetzt? Oder begeistert? Ich hoffe, letzteres. Denn ich habe Ihnen gerade den Weg beschrieben, den Sie gehen können, um Ihr Ziel zu erreichen.
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Ist eine Ausbildung zum Schreiben, wie immer sie aussehen mag, nötig/hilfreich/sinnvoll? Natürlich gibt es immer Genies, die das nicht nötig haben. Aber gehen wir mal von einem 'durchschnittlichen' Autor aus.
Vergessen Sie das mit dem Genie. Das ist Käse. Deutsche Konditionierung. Goethe kam auf die Welt und konnte schon schreiben, klar. Oder? Mußte er es womöglich auch lernen?
Es gibt Talent. Talent allein nützt überhaupt nichts ohne Ausbildung. Von daher ist klar, man braucht für alles eine Ausbildung, auch fürs Schreiben. Der Unterschied ist, daß manche Leute imstande sind, sich etwas autodidaktisch anzueignen und andere profitieren mehr, wenn sie es sich beibringen lassen. Als Schriftsteller hat man es leichter, wenn man zum autodidaktischen Typ gehört, aus dem einfachen Grund, daß es kaum Unterricht im Schriftstellern gibt.
Talent geht glücklicherweise meist einher mit Interesse (das stellte übrigens Goethe fest... :-). Sich trotz aller Widrigkeiten nicht vom Schreiben abbringen zu lassen, darf man also getrost als Zeichen gewissen Talents auslegen.
Eine interessante Anmerkung habe ich neulich irgendwo aufgeschnappt, zum Thema Talent und Ausbildung usw., ich weiß nicht mehr, wo. Jemand, der zuerst Journalist war und dann Romane schrieb, hatte nachgerechnet, wieviel er jeweils bis zu dem Moment geschrieben hatte, als er ersten Erfolg in dem entsprechenden Metier hatte - also als Journalist bzw. den ersten guten Roman verfertigt hatte. Interessanterweise waren es jeweils 100.000 Worte. Jeweils nach 100.000 Worten hatte er einen Durchbruch als Journalist gespürt, und nach 100.000 Worten Romantext war er imstande gewesen, den Roman anzufangen, der dann sein erster veröffentlichter war.
Er schlußfolgert, daß das Lehrgeld, um das Schreiben in einem bestimmten Gebiet zu erlernen, 100.000 Worte beträgt.
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Ich bekomme keine richtige Kritik oder nicht die Kritik,die ich benötige... Ich glaube, meine Schulkollegen können gar keine neutrale Kritik abgeben, genauso wenig wie meine Eltern, Lehrer oder Bekannte... Weil sie mich kennen! Auch wenn sie es versuchen, können sie es nicht, denn es bringt mich nicht weiter, wenn z.B. eine gute Freundin sagt: "Deine Geschichte ist spannend." (Sie sagt diese Worte ohne Begeisterung... Da kann ich doch sowieso davon ausgehen, dass es nichts Weltbewegendes ist...)
Also, zumindest zu meiner Zeit war Begeisterung unter Jugendlichen eher selten. Wenn mir einer gesagt hat, "nicht schlecht", war ich schon zufrieden.
Ich habe damals Fortsetzungsgeschichten geschrieben. Das heißt, sie endeten immer an einer Stelle, die ich für spannend hielt, und wenn dann jemand das Heft (ich habe so geschrieben, daß ich Hefte im Format A5 draus machen konnte) zurückgab und sagte: "Hast du noch mehr?" oder "Wie geht es weiter?", dann wußte ich: Es IST spannend!
Das können Sie genauso machen, wenn Sie wollen. Bei der Methode kann Ihnen auch niemand was vorlügen. Wer sagt "ist spannend" und dann nicht weiterlesen will, der findet's nicht wirklich spannend. Und umgekehrt. (Das ist wie beim Essen. "Hmm, schmeckt gut!" - "Willst du noch?" - "Ähm, nein." - Dann schmeckt es wohl doch nicht...)
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Ich habe einen vierteiligen Fernkurs angeboten bekommen, den man zu Hause in Angriff nimmt, und der dann angeblich betreut wird. Wie denken Sie darüber? Glauben Sie, dass ein Fernkurs handwerklich überhaupt etwas bringt?
Grundsätzlich kann einem ein Fernkurs schon etwas bringen; wichtig ist allerdings dabei, daß man dazu angeregt wird, viel selber zu schreiben, auf das man dann von einem persönlichen Betreuer fachliche Rückmeldung erhält, quasi ein Lektorat. Durchaus empfehlenswert sind etwa die Fernkurse der Axel Andersson Akademie in Hamburg.
Was mich stutzig macht, ist: VIERteilig? Das kommt mir ein bißchen vor wie "Arzt in 3 Semestern" und läßt mich vermuten, daß man da nur ein Buch in vier Teilen zugeschickt bekommen soll. Fragen Sie, ehe Sie sich anmelden, nach, wie es mit einem Rücktrittsrecht steht (da gibt es genaue gesetzliche Vorschriften) und ob der Kurs von der Zulassungsstelle für Fernunterrückt (ZfS) genehmigt ist, und wenn ja, unter welcher Nummer. Das würde ich dann dort auch noch mal checken.
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Sie erwähnen, dass viele Leute Kurzgeschichten schreiben. Dabei lernt man aber nicht, die Ausdauer zu entwickeln, die man benötigt, um auch längere Geschichten zu vollenden. Heißt das, dass man wirklich von Anfang an nur richtig große Geschichten schreiben soll?
Das mit der Ausdauer stimmt schon, aber - eins nach dem anderen. Ein Baby fängt auch nicht mit Marathonläufen an, sondern erst mal damit, zu lernen, ÜBERHAUPT aufrecht zu stehen und die ersten Schritte zu machen, ohne sich festzuhalten.
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Was halten Sie von Literaturforen im Internet? Ich habe einen Roman geschrieben und bin jetzt zeitweise dazu übergangen, ein paar Kurzgeschichten zu schreiben. Ich stelle diese oft in Foren für Kurzgeschichten ein, um schnelle Kritik zu erhalten. Allerdings ist es seltsam, dass ich für eine und dieselbe Geschichte oft völlig unterschiedliche Kritiken bekomme. Einer findet sie spannend, der andere wieder völlig langweilig. Manche hacken auf dem Erzählstil rum, andere hängen sich an Rechtschreibfehlern auf. Was halten sie für den besten Weg, um vernünftige Kritiken zu bekommen?
Wenn Sie die Kritiken z.B. bei AMAZON lesen, dann werden Sie feststellen, daß es unmöglich ist, etwas zu schreiben, das ALLEN gefällt. Manche Leute sind auch nur darauf aus, die Werke anderer schlechtzumachen aus Gründen, die mit den Werken gar nichts zu tun haben - Neid, Frust, usw.
Also: Es gibt nicht nur unterschiedlich gute Schreiber, es gibt auch unterschiedlich gute LESER. Um vernünftige Kritiken zu bekommen, brauchen Sie Kontakt zu guten Lesern. Sprich: Sie müssen die Leser voneinander unterscheiden können und ein bißchen was über sie wissen. In Foren, in denen jeder Dahergesurfte seinen Senf ablassen kann, ist das nicht gegeben. Besser sind geschlossene Foren oder Email-Zirkel. Es muß (ich weiß es nur vom Hörensagen) einige Internet-Schreibgruppen geben, die als Zulassungsvoraussetzung fordern, mindestens eine Story vorzulegen - und dann gibt es noch einen Forums-Meister, der Störenfriede gnadenlos rauskickt. Auf diese Weise sind Schreibende unter sich, und das ist für den Anfang zunächst mal das beste Biotop.
Wenn ich nach solchen Foren suchen würde, würde ich z.B. bei www.autorenforum.de beginnen, die Links zu allem möglichen haben. (Schreiben Sie mir, wenn Sie was Gescheites gefunden haben; mir schwant, daß das ein Thema auch für meine Homepage sein könnte!)
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Sie raten, Schreibzirkeln beizutreten oder selber zu gründen. Ich wohne hier ziemlich abgelegen und habe deshalb versucht, einen solchen Zirkel im Internet zu installieren (wie es viele andere auch tun). Meine Frage ist: Kann man das von der Wirkung her miteinander vergleichen? Sind die Ergebnisse ähnlich oder sind sie eher vom jeweiligen Menschentyp unterschiedlich?
Keine Ahnung; mit Schreibzirkeln im Internet kenne ich mich nicht aus. Ich würde tippen, daß einer solchen Runde das Zwischenmenschliche etwas abgeht, das persönliche Begegnungen ausmacht, dafür gibt es keine Terminprobleme ("och, nee du, am 14. kann ich nicht") und es genügt nicht, das Gesicht zu verziehen, man muß detailliert hinschreiben, was einem an einem Text nicht gefällt. Ob ein Internetschreibzirkel besser ist als ein real-world-Schreibzirkel, weiß ich nicht, aber besser als nichts ist er bestimmt. Übrigens gibt es schon jede Menge solcher "Werkstätten", da brauchen Sie nicht bei Null anzufangen.
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Man soll bekanntlich viel lesen, um seinen eigenen Stil zu finden. Nun lese ich aber nicht gerade viel, habe aber dennoch das Gefühl, gut schreiben zu können und einen individuellen Stil zu haben. Heißt das also, dass man nicht unbedingt viel lesen muss, um gut schreiben zu können, oder ist es eine Voraussetzung?
Wie würden Sie das finden, wenn Michael Schumacher in einem Interview bekennt: "Ich gucke eigentlich so gut wie nie Autorennen an, weder im Fernsehen noch live." Oder wenn Michael Ballack sagt: "Wozu soll ich zusehen, wie andere Leute Fußball spielen?" Oder Tom Cruise gesteht: "Ich gehe so gut wie nie ins Kino, und Fernsehen gucke ich auch kaum, und wenn, dann keine Spielfilme." Fänden Sie das nicht ÄUSSERST MERKWÜRDIG?
Und genauso merkwürdig ist es, wenn einer schreiben will, aber nicht liest.
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Ist es sinnvoll, zunächst, um in Übung zu kommen, mehrere Kurzgeschichten zu schreiben und erst, wenn sich der Schreibstil dadurch gefestigt hat einen Roman in Angriff zu nehmen? Oder ist das völlig egal, solange man einfach nur schreibt?
Richtig, das ist völlig egal, solange man einfach nur schreibt.
Sie sollten auch nicht das eine als Vorbereitung für das andere sehen. Kurzgeschichten und Romane stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an den Autor. Es gibt Autoren, die ohne viel Federlesens einen Fünfhundertseiten-Schmöker herunterschreiben, aber keine brauchbare Kurzgeschichte zuwege bringen, und andere, bei denen es umgekehrt ist.
Der Vorteil der Kurzgeschichte ist, daß man relativ rasch ein Erfolgserlebnis hat, weil man relativ rasch zu einem kompletten Text gelangt, den man lesen, lesen lassen, vorlesen usw. kann. Ein Roman, das ist immer ein Langzeitprojekt - auf der anderen Seite kann einen ein Roman manchmal auch "tragen", wenn die Handlung erst mal in Fluß gekommen ist.
Also, kurzum: Schreiben Sie einfach erst mal, wozu Sie LUST haben! Das ist ein Aspekt, der viel zu häufig vergessen wird - daß einem das Schreiben AN SICH Spaß machen muß, nicht das "geschrieben-haben". Wenn einem das Schreiben an sich keinen Spaß macht, sollte man es lassen.
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Was lernt man eigentlich bei einem Studium "Schriftsteller"? Habe gehört, man kann darin sein Diplom machen!
Und was machen Sie dann mit so einem Diplom? Das können Sie sich ins Klo hängen; einen Verlag beeindrucken Sie damit jedenfalls nicht.
Es mag sein, daß man in einem solchen Studium etwas lernt, das einem hilft. Das müssen Sie selber beurteilen. (Ich persönlich bezweifle es.) Doch lassen Sie sich bitte nicht blenden von irgendwelchen Diplomen oder anderen Abschlüssen. Sowas gibt es in der Schriftstellerei nicht. Hier zählt - Gott im Himmel sei Dank für diese letzte Bastion wirklichen Marktes - einzig und allein, ob Sie schreiben können bzw. ob das, was Sie schreiben, jemandem gefällt.
© Andreas Eschbach