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Ich möchte Sie fragen, ob Sie prinzipiell etwas gegen eine Autorenpatenschaft einzuwenden hätten. Sie könnten unserem Web-Projekt zur Unterstützung junger Autoren helfen, indem Sie in öffentlichen Auftritten (Interviews etc.) und dank Ihrer Popularität das Interesse der Medien und damit potentieller Sponsoren wecken.
Wie stellen Sie sich das vor? Ich kann unmöglich jemanden promoten, bloß weil derjenige gern bekannt sein möchte. Und dann gleich "junge Autoren", alle in einen Topf geworfen und umgerührt? Haben die auch schon mal was geschrieben, diese jungen Autoren?
Ich weiß nicht, was ich mir unter Ihrem Projekt genau vorstellen soll, aber es kommt mir vor wie einer dieser zahlreichen Versuche, mühseliger Arbeit aus dem Weg zu gehen. Die besteht bei einem Autor nun einmal darin, erst etwas Gutes zu schreiben. Wenn er das nicht vorweisen kann, nützt ihm alle Bekanntheit nichts.
Ich verwende mich bisweilen für Nachwuchsautoren, aber allein und ausschließlich dann, wenn ich von ihrem Können überzeugt bin. Und mich davon zu überzeugen, ist sehr, sehr schwer, anbei bemerkt. Auf keinen Fall wäre ich bereit, das pauschal für irgendein Web- oder sonstiges Projekt zu tun. Das funktioniert nur auf der Basis einer Mentorenbeziehung, wie es sie seit Jahrtausenden gibt; irgendwelche Projekte sind da überflüssig wie ein Kropf.
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...auch wenn Sie mich in einigen Punkten nicht ganz richtig verstanden haben, was zweifellos daran liegt, daß ich mich unklar ausgedrückt habe.
Es ist Ihnen natürlich klar, daß es der JOB eines Autors ist, sich klar auszudrücken? Diese Ausrede müssen Sie künftig den Zivilisten überlassen. Ein Schriftsteller muß in so einem Fall sagen, "Entschuldigung, ich habe mich unklar ausgedrückt"... :-)
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Nächster Punkt ist das meine Rechtschreibung eine Katastrophe, trotz Computer und Rechtschreibprogramm. Nun frage ich mich ob sie sich eventuell Bereiterklären würden und sich eine von mir durchläsen würden?
Ihr Vertrauen ehrt mich, aber bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich sowohl aus zeitlichen als auch rechtlichen Gründen davon absehen möchte, das zu tun. Außerdem bezweifle ich, daß es Ihnen so viel nützen würde, wie Sie denken - im Gegenteil, möglicherweise würden Sie dem, was ich dazu sagen würde, mehr Gewicht beimessen, als angebracht wäre; ich bin nämlich kein besonders guter Lektor.
Ich möchte Ihnen stattdessen nahelegen, sich einem literarischen Zirkel oder einer Schreibgruppe anzuschließen, wie es sie vielerorts gibt (häufig an den Volkshochschulen), oder selber einen zu gründen. Ich war selber fast zehn Jahre Mitglied in einer solchen Gruppe, und glauben Sie mir, die Auseinandersetzung mit den Texten anderer und das Feedback auf die eigenen ist lehrreicher als alles, was ich Ihnen sagen könnte.
Was Ihre Rechtschreibung anbelangt, so ist diese - erlauben Sie mir dieses offene Wort - bereits in Ihrem Mail ziemlich schlimm. Das sollten Sie auf keinen Fall so hinnehmen wie ein unbeeinflußbares Schicksal, wenn es wirklich Ihr Wunsch ist, Ihre Geschichten zu veröffentlichen. Wenn Sie mit einem Manuskript an einen Verlag herantreten, dann muß der Text von der Rechtschreibung und Zeichensetzung makellos sein, um eine Chance zu haben. Andernfalls nimmt man Sie nicht ernst. Sie würden auch z.B. einen Arzt nicht ernst nehmen, der sich anbietet, eine schwierige Operation an Ihnen durchzuführen, aber nicht einmal Blutdruck messen kann - oder?
Bedenken Sie: Rechtschreibung ist eines der wenigen Dinge beim Schreiben, für das es klare, eindeutige Regeln gibt, die man erlernen kann. Auch hierfür gibt es gute Kurse bei Volkshochschulen.
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Ich möchte nachfragen, ob Sie noch handschriftliche Manuskripte von Ihrer Arbeit am Jesus Video haben. Wären Sie bereit solche "Souvenirs" an einen Fan abzugeben!?
Sorry: meine handschriftlichen Notizen hüte ich wie meine Augäpfel, bewahre alles auf und rücke nichts davon raus, grundsätzlich erstmal und außerdem, weil ich immer wieder darauf zurückgreife aus verschiedensten Anlässen. Etwas davon herzugeben wäre so, als würde ich Seiten aus meinem Tagebuch verschenken. Bitte haben Sie Verständnis dafür.
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Für jeden Roman oder Kurzgeschichte läßt sich eine eigene "Sprache", eine Ausdrucksweise schaffen. Der Schreibstil trägt letzenendes doch erheblich zur Spannung, zur Lesbarkeit usw. bei. Die Sprache in einem Roman ist untrennbar mit Handlung und Aussage verbunden. Wenn ich (m)ein Manuskript "abliefere", serviere ich dem Verlag den Schlüssel zur Ausdrucksform, inklusive Plot. Wie verhalten sich Verlage da? Geben sie das weiter, z.B. an Ghostwriter? Sie könnten Personen, Handlung und kleinere sprachliche Veränderungen, das Werk im ganzen ändern, und trotzdem mit der Stilkopie ein neues Produkt auf den Markt bringen?
Zunächst ein paar einfache Gegenfragen: Warum sollte ein Verlag das tun? Wenn er doch stattdessen das Original veröffentlichen kann? Und: WER sollte es tun? Ein Ghostwriter, der das könnte, würde genauso bezahlt werden müssen.
Und wenn Sie es zu Ende denken würden - dürften Sie Ihren Roman überhaupt nicht veröffentlichen! Denn dann steht er zu Tausenden in den Buchhandlungen, und JEDER könnte eine "Stilkopie" anfertigen!
Wenn es so etwas gäbe. Aber das gibt es nicht. Tatsächlich ist der persönliche Stil eines Autors dessen Markenzeichen und praktisch nicht kopierbar, jedenfalls nicht authentisch, sondern allenfalls als Imitation oder Parodie - oder als mißglückte Nachahmung. Denken Sie an die vielen Romane, die die Sprache von Raymond Chandler oder Ray Bradbury nachzuahmen versuchen - und kläglich scheitern. Es funktioniert nicht so. Genausowenig, wie jemals ein Stimmenimitator einem der Popstars, die er imitiert, ernsthafte Konkurrenz gemacht hätte. Jede Feld-, Wald- und Wiesencombo spielt "Satisfaction" von den Rolling Stones, womöglich sogar originalgetreuer als diese - aber nur wenn Jagger selber das singt, ist es das ORIGINAL. Und das ist es, was wir wollen: Originale.
Deshalb ist auch der Gedanke irreführend, man müsse eine bestimmte Sprache oder einen Stil "schaffen". Das stimmt zwar, aber es ist nicht etwas, das man bewußt und planvoll tun kann, sondern eine Entdeckungsreise, ein Weg, etwas, womit man sein ganzes Schriftstellerleben hindurch beschäftigt ist: zu *seiner* Sprache, zu seiner *persönlichen* Stimme zu finden. One's own voice, wie die Amerikaner sagen. Es ist besser, davon als etwas zu denken, das schon in einem ist und das es zu entdecken gilt; denn wenn man es zu machen versucht, wird es manieriert und künstlich.
Um zu Ihrer Frage zurückzukommen, wie sich Verlage da verhalten: sie machen sich ganz einfach nicht die Mühe solcher Tricksereien. Erstens, weil sie ohnehin nichts bringen, zweitens, weil sie, wenn sie auf ein taugliches Manuskript stoßen, einfach zum Telefonhörer greifen und ein Angebot machen. SIE BRINGEN DAS DING EINFACH HERAUS. Kein Verlag geht bewußt das Risiko ein, in einen Prozeß wegen geistigen Diebstahls verwickelt zu werden.
Ihre Sorge, kurzum, ist vollkommen unbegründet. Sorgen Sie sich lieber darum, daß Ihr Buch gut sein und trotzdem nicht gelesen werden könnte, das ist eine viel realere Gefahr.
P.S.: Jemand, der sich mit sowas auskennt, hat mich gebeten, bei diesem Thema hinzuzufügen, daß dieser Rat NICHT für die Filmbranche gilt: dort könnte Ihnen derlei jederzeit und mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren. Wenn Sie einem Produzenten Ihre Buchidee erzählen, könnte es sein, daß Sie eine Variante davon im Fernsehen sehen, ehe Sie das Buch fertig haben.
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Ich habe mir gerade erlaubt, Ihren Namen in einem Schreiben an Ihren Agenten zu verwenden. Wörtlich: "da Sie der Agent von Herrn Eschbach sind, der geographisch gesehen aus meiner Ecke stammt, könnte ich mir vorstellen, dass Sie sich auch für meine Werke interessieren..." Hoffe, das ist okay!?
Offen gestanden finde ich das den blödsten Bezug, der mir jemals vor die Augen gekommen ist. Was hat bitte die geographische Herkunft mit schriftstellerischen Qualitäten zu tun? Warum nicht gleich die Schuhgröße? Ich darf Ihnen prophezeien, daß Sie sich zweifellos bereits damit diskreditiert haben.
Nachtrag: So kam es auch.
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Ich habe ihre Internetseite ausführlich studiert und die Tipps - leider erfolglos - ausprobiert. Aber leider glaube ich nicht daran, dass irgendeine Blindeinsendung auch nur den Hauch eines Interesses seitens eines Verlages erzeugen kann (hatte dabei schon zu viele negative Erfahrungen).
Aber Sie glauben, daß Sie mit Mails wie diesem irgendetwas erreichen? Sie haben Glaubensprobleme, würde ich sagen.
Wenn es nicht klappt, liegt es vielleicht nicht an den Tipps? Schon mal überlegt?
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Ich habe im Email Anhang einen nicht vollständigen Roman von mir gespeichert, ich möchte sie bitten, falls sie Zeit und Lust hätten, sich diesen einmal anzuschauen und mir zu sagen was Falsch oder Richtig ist.
Ich kann unmöglich Manuskripte probelesen und beurteilen oder Einzelunterricht erteilen, sonst käme ich überhaupt nicht mehr zum Schreiben: Wenn sich das herumspräche, hätte ich jeden Tag zehn Romane in der Post! Auch rechtlich ist es für einen Autor riskant, unveröffentliche Manuskripte zu lesen. Deshalb ist diese Emailadresse serverseitig so eingestellt, daß alle Attachments automatisch gelöscht werden (wer mir Attachments schicken darf, kriegt eine andere Emailadresse genannt, über die sie ankommen).
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Um das von mir erfundene Rollenspiel etwas bekannter zu machen und ihm somit eine größere Kundschaft zu bescheren, hatte ich folgende Idee: Ich sende Ihnen ein Exemplar des Grundregelwerks zu (darin finden Sie eine ausführliche Beschreibung der wirklich spannenden Welt), und Sie überlegen sich, ob Sie dazu einen Roman schreiben wollen.
Danke für das Angebot, aber da muß ich nicht lange überlegen, denn ich habe mit meinen eigenen Geschichten und ihren Welten genug zu tun. Selbst wenn mir für den Rest meines Lebens nichts mehr einfiele, müßte ich 120 werden, um alle Romane zu schreiben, die mir so vorschweben.
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WAS MUSS MAN BEACHTEN WENN MAN EIN MANUSKRIPT AN EIN VERLAG SCHICKT !
STEHT ALLES AUF MEIN HOMEPAGE !
Aber wenn Sie Manuskripte nur im entferntesten so schreiben wie Emails, können Sie sich das Porto vermutlich sparen...
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Sollte ich in meinem Buch etwas schreiben, dass ein gesamtes Weltbild verändern könnte, bzw. eine Ansicht, die viele Menschen ablehnen könnten? Ich will es mir ja nicht bei meinem ersten Buch verscherzen, und dann bei jedem unten durch zu sein. Meine Frage ist sollte ich es bei meinem ersten Buch direkt riskieren, mir Feinde zu machen. Oder sollte ich es so lange aufsparen, bis ich berühmt bin, falls ich je berühmt werden sollte, und es dann erst der Öffentlichkeit offenbaren?
Ich verstehe die Frage nicht ganz. Wenn Sie hinsichtlich irgendeiner Sache - was auch immer das ist - eine von der landläufigen Meinung abweichende Auffassung haben, dann haben Sie die doch sicher aus guten Gründen. Und diese Gründe können Sie doch anführen, oder? Es kann freilich nicht schaden, wenn Sie sich alles gut überlegt haben. Wenn Sie beispielsweise behaupten sollten, es gebe keine Schwerkraft, sondern die Atmosphäre halte uns auf dem Boden fest, dann träten Sie gegen Isaac Newton und die gesamte Physik seither an, was für einen jungen angehenden Autor recht hart werden kann. Aber werden Sie sich Feinde machen damit? Wohl kaum. Wenn Sie irgendeinen Schwachsinn behaupten, wird man Sie für einen Idioten halten und bedauern, aber das ist ja wohl was anderes als Feindschaft.
Andersherum gefragt: Wie wollen Sie denn berühmt werden und womit, wenn nicht durch provokante Thesen? Hat Erich von Däniken gewartet, bis er berühmt war, ehe er anfing zu behaupten, die Götter unserer Mythologie seien außerirdische Besucher der Erde gewesen? Nein, er hat es von Anfang an behauptet und ist DAMIT berühmt geworden.
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Ich wüßte gern, ob Sie psychoaktive Substanzen für Ihre Klarheit benötigen oder ob das bei Ihnen von alleine geht.
Das ist alles gutes, altes Nachdenken. Nicht mehr so modern heutzutage, ich weiß, aber ich steh immer noch drauf...
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Ich heiße XY und bin 20 Jahre alt. Mit 14 Jahren habe ich angefangen an meinem Buch zu schreiben. Jetzt, nach 6 Jahren habe ich mein Werk vollendet. Ich habe schon sehr viel postive Kritik erhalten und bin von meinem Werk sehr überzeugt.
Wenn Sie ein Anschreiben an einen Verlag so formulieren, liest der Lektor nicht mal die erste Seite Ihres Manuskripts, glauben Sie mir. Mit Leuten, die "Bücher schreiben" und sie "für die XY-Reihe" eines Verlages vorschlagen, kann man zusammenarbeiten. Leute, die ein "Werk vollenden" und "sehr überzeugt" davon sind, gelten als Pest. Jeder Lektor kann stundenlang Stories erzählen von Autoren, deren Buch er gern genommen hätte, wenn er nicht um jedes Komma hätte streiten müssen und um jedes lasche Adjektiv.
Bitte mißverstehen Sie meine ruppigen Äußerungen nicht als persönlichen Angriff. Ich kenne Sie ja nicht. Ich spüre aus dem Rest Ihres Mails den Wunsch, etwas Bedeutsames zu schreiben, und das ist eine Ambition, die mir zutiefst sympathisch ist, glauben Sie mir. Was ich Ihnen eigentlich gerne nahebringen würde, ist, einmal in Erwägung zu ziehen, daß Sie vielleicht erst am Anfang des Weges stehen, nicht an seinem Ende, und daß es noch viel zu lernen geben könnte, von dem Sie noch gar nichts ahnen. Und ich möchte Sie ermuntern, diesen Weg weiterzugehen.
© Andreas Eschbach