Wie Übersetzungen von Büchern zustandekommen
▼
Was sind Nebenrechte? Stimmt es, daß z.B. Übersetzungen dazu gehören? Wie funktioniert das dann damit?
Ja. Nebenrechte sind alle Rechte "neben" der Herausgabe des eigentlichen Buches - Verfilmungen, Abdruck in Zeitschriften (meist auszugsweise), Bearbeitung als Hörspiel, Theaterstück usw., und eben auch das Recht, ein Buch übersetzt in eine andere Sprache herauszubringen. Dieses Recht nutzt der Verlag meist nicht selber, sondern vergibt es weiter an einen ausländischen Verlag. Da entsteht dann eine Dreiecksbeziehung: Der ausländische Verlag bezahlt für dieses Recht an den Originalverlag (das ist der, der das "Hauptrecht" hält), dieser dann an Sie.
Im Idealfall hat Ihr Verlag jemanden, der sich um die Nutzung der Nebenrechte kümmert. Der kontaktiert dann in Frage kommende ausländische Verlage und sagt, schaut her, wir haben was, was Euch interessieren könnte. Und wenn der ausländische Verlag sagt, ja, sieht super aus, nehmen wir, kommt ein Vertrag zwischen diesen beiden Verlagen zustande. Irgendwann erscheint die fremdsprachige Ausgabe (die Übersetzung besorgt ein Übersetzer im Auftrag des ausländischen Verlages; damit haben Sie nichts zu tun - außer daß dieser Übersetzer Sie in Zweifelsfällen evtl. kontaktiert), Geld fließt von dem ausländischen Verlag zu Ihrem Verlag, und das muß dann entsprechend dem Vertrag zwischen Ihnen und Ihrem Verlag geteilt werden.
Was Sie beachten müssen, ist der Verteilungsschlüssel für die Erlöse, die aus den Nebenrechten anfallen. Da sollte für einen Anfänger mindestens 50:50 stehen, d.h. von allem Geld, was hereinkommt, kriegen Sie die Hälfte und Ihr Verlag die andere Hälfte. Das ist für den Anfang fair. Später, wenn sich ein Autor einen Namen gemacht hat und es keine sonderliche Arbeit mehr ist, die Nebenrechte loszuschlagen, ändert sich das auf 60:40 zugunsten des Autors, manchmal gar 70:30.
▼
Wann würden Sie es jemandem empfehlen oder zumindest nicht übel nehmen, seine Geschichten selbst zu übersetzen? Wieviel Spracherfahrung sollte er haben? Oder ist ein Übersetzer generell besser?
Man sagt, nur ein Muttersprachler kann einen literarischen Text kompetent übersetzen. Sprich, eine Übersetzung aus dem Deutschen ins Französische muß von einem Franzosen gemacht werden, usw.
Es gibt das Phänomen, daß jemand in einer anderen als seiner Muttersprache SCHREIBT - Akif Pirincci dürfte der bekannteste deutsche Schriftsteller sein, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist. Oder Elias Canetti, der in Bulgarien geboren ist, in England lebte und in Deutsch schrieb - und sogar den Nobelpreis bekam. In allen diesen Fällen findet man aber immer, daß der Autor zumindest lang in dem betreffenden Sprachraum lebte, in Canettis Fall war es so, daß er in Wien, Frankfurt und Zürich zur Schule ging und studierte.
Ich denke, in einer anderen Sprache zu SCHREIBEN ist etwas anderes als zu ÜBERSETZEN. Wobei ich einräume, daß ich für Fremdsprachen nicht sehr begabt bin und das deshalb nicht gut einschätzen kann.
© Andreas Eschbach